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Der Yukon mit dem Dempster HWY

Hallo zusammen

Nun können wir uns wieder einmal melden. Das Internet ist nicht wie bei uns, entweder ist im hohen Norden gar kein Netz oder nur 3G und das können unsere Handys nicht mehr verarbeiten. Ja nu, schadet ja nicht. Nach Jasper führte uns der Weg über Prince George, damit wir den Waldbränden weit möglichst ausweichen konnten. In Prince George hatten wir jedoch die meisten Rauchemissionen bis jetzt. Schlechte Sicht und beissender Rauchgeschmack, Brände sahen wir aber nicht. Am nächsten Morgen war wieder alles verflogen. Wir sind die schöne Route Stewart-Cassiar-HWY Richtung Norden gefahren, obwohl wir die gleiche Strecke auch wieder zurück fahren. Eine Strecke original Kanada wie man es sich vorstellt, Wälder, Berge, Seen und Bären einfach Natur pur. Unser nächstes Ziel war Watson Lake. Am meisten bekannt ist der berühmte Sign Post Forest. Dieser wurde 1942 von einem heimwehkranken amerikanischen Soldaten angefangen mit der Tafel Danville Illinois. Heute sind da über 76‘000 verschiedene Schilder oder Autonummern platziert. Auch diverse Schweizer Schilder haben wir gesehen. Wir haben keine angenagelt. Weiter ging es über die Gravelstrecke Robert-Campbell-HWY nach Ross River und Faro wieder auf den Klondike HWY nach Dawson City. Vor rund 125 Jahren das Zentrum des Goldrausches im Yukon. Von dem Mythos leben sie heute noch und man hat das Gefühl die Zeit ist stehen geblieben. Als Tourist hat man die Möglichkeit selber Gold zu schürfen für 10 Dollar. Heute leben noch 2300 Menschen in Dawson City die meist vom Tourismus und vom Gold leben.  

Nach gut 13’800 km in Kanada sind wir endlich am Dempster HWY Gate angekommen. Eines von Marc‘s Highlights auf das er sich richtig vorbereitet hat. Ich habe mich auf die Abgeschiedenheit und die unberührte Natur gefreut. Beim Gate stand 880 km nach Tuktoyaktuk, zum Glück sagen alle einfach Tuk. Die Strecke ist nur Gravel und gilt als Pannenfalle. Reifen und Windschutzscheibe werden ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Bei uns kam leider noch eine zusätzliche Komponente dazu, regnerisches Wetter am ersten und zweiten Tag. Glücklicherweise änderte es sich aber für uns zum Guten, Sonne! Wir können euch nicht sagen wie viele Schichten Dreck wir am Grisu hatten, aber sicher vier verschiedene Farbtöne an Morast. Nichts desto trotz, es lohnt sich. Wir haben schon lange nicht mehr so viel unbeschreibliche, unberührte Weiten gesehen wie auf diesem Dempster. Man muss sich vorstellen, dieses Gebiet übersteigt die grösse der Schweiz um ein vielfaches, in Inuvit leben aber nur ca. 3250 Menschen und auf dem ganzen Weg hat es 3 Tankmöglichkeiten. Die letzten 144 km nach Tuk wurde erst im November 2017 eröffnet und macht nun das Leben für die Inuvialuit etwas leichter. Früher war dieses Gebiet nur über die Iceroad  im Winter erreichbar. Bei Km 403 erreichten wir den Polarkreis, hier beginnt das Reich der Mitternachtssonne. Wir können aber nicht sagen, dass es erst hier beginnt, seit ca. 2,5 Wochen wird es nicht mehr dunkel und die Sonne scheint in unsere Fenster wenn wir eigentlich schlafen sollten. Auf unserem Weg nach Tuk mussten wir zweimal eine Fähre nehmen, wir überquerten den Peel River und den Mackenzie River. Nach vier Tagen haben wir unser Ziel erreicht, Tuk am Arctic Ocean. Wir freuten uns auf den Rückweg da wir diese wunderbare Natur noch einmal in die Gegenrichtung durchfahren. Diese Weiten mit all ihren Facetten an Farben und Hügeln. Wir können es nicht in Worte fassen, aber es ist einfach fantastisch. Die Mücken sind in diesem Gebiet ein Dauerthema. Wir haben verhältnismässiges Glück gehabt, nur an einem Übernachtungsplatz waren die kleine Biester extrem lästig. Hätten wir das Mückenmittel trinken dürfen, wir hätten es gemacht! Plötzlich kam Bruce uns mit seinem Honda entgegen, wir freuten uns ihn zu treffen. Er hat uns mit noch mehr Tipps für die Weiterreise versorgt. Möglicherweise sehen wir Bruce noch einmal in San Diego, wäre cool. Wieder am Gate beim Ausgang angekommen, können wir es nur empfehlen. Wir hatten keinen Schaden, keinen Platten und auch keine defekte Frontscheibe. 
Unser Fazit: Liebe Larag, ihr habt einen super Job gemacht! Nach mehr als 38’000 km, seit Anfang, davon gut 2000 km Gravel- und Rüttelpiste keine Probleme mit dem Fahrzeug, weder aussen noch innen. Unser grösstes Problem bestand darin unser Fahrzeug wieder sauber zu kriegen. Jetzt ist Wellness für Grisu angesagt. Nach drei Tagen waschen aussen, fetten, kontrollieren und Innenreinigung sind wir wieder ready für Neues.

Unsere Fahrt geht wieder Richtung Süden. Nach der Putzerei haben auch wir etwas Wellness verdient. Bei den Hot Springs in der Nähe von Whitehorse haben wir Halt gemacht, um unsere schwarzen Ränder unter den Fingernägeln etwas aufzuweichen. Wir machten einen Abstecher nach Haines Junction zum Kluane NP. Da ist der höchste Berg Kanadas, der Mount Logan 5959 m. Das war jedoch ein Reinfall, aus unserer Sicht nicht zu empfehlen. Zurück in Whitehorse machen wir wieder mal etwas Reisepause, um die Umgebung zu erkunden, zu wandern und Velo zu fahren. Whitehorse ist die Hauptstadt im Yukon hier leben ca. 27‘000 Menschen. Der Yukon ist 10x Grösser als die Schweiz und hat gerade mal 43‘000 Einwohner. Man kann also sagen, ziemlich dünn besiedelt. Landschaftlich ist der Yukon und das Northwest Territories für uns aber unbedingt eine Reise wert. 

Noch weiter Richtung Süden ist unser nächstes Ziel Stewart und Hyder. Da hoffen wir Gizzly‘s beim Lachsfischen beobachten zu können.
Bis dahin Grüssen wir euch ganz herzlich.

Claudia und Marc